Workshop
WE DON’T NEED ANOTHER HERO
2022
Wil Borgmann und Stephanie Sczepanek, Münster, öffentlicher Raum
Wer damit gemeint ist, wenn man „Ich“ sagt, ist klar. Bei einem „Wir“ sieht es schon ganz anders aus. Sind damit „wir alle“ gemeint, also die ganze Menschheit, oder alle Menschen, die sich auf einem umgrenzten Territorium befinden und so innerhalb von Landesgrenzen eine Gemeinschaft bilden? Oder verlaufen die Grenzen auch innerhalb der Gesellschaft und bilden so Gruppen, die ihre eigene Identität haben und diese öffentlich abbilden? Zu welchen Gruppen fühle ich mich persönlich zugehörig und wie definiere ich meinen eigenen Platz in dieser Gruppe? Wie bilden sich Gruppen und was sorgt dafür, dass man als zugehörig gilt oder nicht? Wie wird meine eigene Identität abgebildet? Wird diese im öffentlichen Raum thematisiert und vielleicht sogar durch Kunst abgebildet? Wie könnte das konkret aussehen? Plätze, Straßen, Flughäfen, Schulen,… Plätze, an denen Menschen ihr Leben verbringen, die mit Grundbedürfnissen verknüpft sind, werden nach Menschen benannt. An Standbildern und Statuen gehen wir oft achtlos vorbei. Wir machen uns mit dem Stadtplan in unserem Umfeld auf die Suche – wer steht wo? – und recherchieren, wen wir da eigentlich vor uns haben. Was repräsentiert dieser Mensch, welche Werte sollen sein Standbild oder seine Nennung auf dem Straßenschild vermitteln? Und sind diese Werte überhaupt noch zeitgemäß?
Ein besonderes Beispiel für Ehrungen und „Vorbilder“ im öffentlichen Raum sind Statuen und Standbilder, viele ihrer Namen sind nicht mehr im öffentlichen Bewusstsein. In den letzten Wochen und Monaten sind Statuen zu einem öffentlich breit diskutierten Politikum geworden. Menschen greifen in den öffentlichen Raum ein, verändern Statuen oder holen sie vom Sockel (und versenken sie im Hafenbecken, wie in Bristol geschehen), weil sie damit ausdrücken wollen, dass die abgebildeten Menschen ihrem Verständnis nach nicht zum Vorbild taugen. Dieses eine „Gute“, das nach der Meinung der ErbauerInnen des Standbildes eine Vorbildfunktion rechtfertigt, wird also nicht als gut für alle wahrgenommen. Viele Menschen sehen ihre eigene Identität als Gruppe in den Werten, die dieser Mensch als Vorbild symbolisieren soll, nicht abgebildet oder sehen sich verhöhnt und beleidigt. Ihre Stimmen werden im öffentlichen Raum nicht gehört, geschweige denn abgebildet. Gibt es vielleicht Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Positionen an denen man „andocken“ kann? Die eigene Identität sichtbar, erfahrbar zu machen und somit auch mitteilbar ist mithilfe von verschiedenen Techniken möglich. In Texten, Zeichnungen, Collagen, uvm. lassen sich Identitäten und Gruppenzugehörigkeiten ausdrücken und sichtbar machen. Wir arbeiten mit Stadtplänen, erstellen eine eigene Landkarte der Werte und Vorbilder. Wir nehmen uns die Freiheit, unserer Umgebung unseren eigenen Stempel aufzudrücken. Wir erstellen ein eigenes Magazin/Zine als ePaper, in dem wir uns als Gruppe und als Individuen ausdrücken können, uns und unseren Ideen zum Thema Helden und Vorbilder einen öffentlichen Raum schaffen und sichtbar zu werden. Entscheidungen zu Layout und zur Verbreitung unseres Werks über soziale Medien, Blog…werden gemeinsam getroffen.