Projekte

DEEP SEA VISIONS

Kartierung des Unbekannten

2025

DEEP SEA VISIONS
Kartierung des Unbekannten:

DEEP SEA Visions ist ein mehrphasiges, ortsübergreifendes Kunstprojekt, das an sechs Schulen in Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird: der Münsterlandschule Münster, der Friedensschule Münster, dem Wilhelm-Hittorf-Gymnasium Münster, dem St.-Pius-Gymnasium Coesfeld, dem Heinrich-Heine-Gymnasium Bottrop und der Helen-Keller-Schule Essen. Wir – Johanna K. Becker, Wil Borgmann, René Haustein, Hyun Gyoung Kim und Stephanie Sczepanek – entwickeln gemeinsam mit den Schüler:innen spekulative Tiefseewelten, in denen analoge und digitale Gestaltungsmethoden ineinandergreifen: vom haptischen Skulpturenbau über 3D-Scans bis hin zur VR-Umsetzung mit CoSpaces Edu. Die Tiefsee wird hier nicht als geografischer Ort verstanden, sondern als Raum des Unbekannten – als Zone zwischen Realität, Fiktion und Zukunft.

Die Tiefsee ist eine der letzten unerschlossenen Regionen unseres Planeten – ein Raum des Unbekannten, voller Geheimnisse und unerforschter Lebensformen. Gleichzeitig ist sie zunehmend von den Auswirkungen des Klimawandels, Umweltverschmutzung und menschlichen Eingriffen betroffen. Mikroplastik sammelt sich in den tiefsten Meeresgräben, Ökosysteme verändern sich durch steigende Temperaturen, und die kommerzielle Tiefseebergbau-Industrie bedroht fragile Lebensräume, die erst ansatzweise verstanden sind. Während sich Wissenschaftler:innen mit der Vermessung dieser Tiefen beschäftigen, bleibt die Frage, wie wir als Gesellschaft mit dieser „unsichtbaren Welt“ umgehen: Welche Verantwortung tragen wir für Lebensräume, die außerhalb unserer direkten Wahrnehmung liegen? Wie beeinflussen menschliche Aktivitäten eine Umgebung, die lange als unberührter Raum galt? Und welche neuen Vorstellungen entwickeln wir von der Tiefsee in einer Zeit, in der sich Realität und digitale Simulation zunehmend überlagern? Künstler:innen greifen diese Fragestellungen auf und setzen sich mit der Spannung zwischen realer Umweltzerstörung und spekulativen Zukunftsvisionen auseinander. In der zeitgenössischen Kunst wird die Tiefsee nicht nur als Naturraum, sondern auch als metaphorischer Ort behandelt – als Raum des Verborgenen, der Transformation und der Projektion menschlicher Ängste und Fantasien. Die Tiefsee wird dabei zur Bühne für spekulative Erzählungen, zur Chiffre für das Unbekannte und zu einem Symbol für den Umgang mit dem Nicht- Sichtbaren. DEEP SEA VISION 2 Das Projekt Deep Sea Visions – Kartierung des Unbekannten verbindet diese künstlerischen und wissenschaftlichen Perspektiven. Die Teilnehmenden setzen sich mit der Tiefsee als Ort der Vorstellungskraft auseinander und gestalten eigene Wesen, die zwischen Realität und Fiktion oszillieren. Dabei geht es nicht nur um die Erschaffung individueller Kreaturen, sondern auch um die Reflexion darüber, wie wir mit dem Unbekannten umgehen – sei es in der Natur, in digitalen Räumen oder in gesellschaftlichen Zukunftsszenarien. Durch die Kombination klassischer künstlerischer Techniken mit digitalen Erweiterungen entsteht ein Prozess, in dem analoge und virtuelle Welten miteinander verschmelzen. Die Teilnehmenden untersuchen, wie künstlerische Methoden genutzt werden können, um das Unsichtbare sichtbar zu machen, und hinterfragen, welche Rolle die Kunst bei der Gestaltung von Zukunftsvorstellungen spielen kann.

Phasen

Phase 1 – Erkundung und Inspiration
Recherche vor Ort und digital: Gewässer erkunden, Wasser sammeln, Google Earth nutzen. Beobachtungen, Skizzen und Notizen bilden die Grundlage für eigene Bildwelten.

Phase 2 – Gestaltung der Tiefseewesen
Mit Fundstücken und künstlerischen Mitteln entstehen hybride Kreaturen – tastend, forschend, nie eindeutig.

Phase 3 – Digitalisierung
Die analogen Objekte werden mit Scaniverse als 3D-Modelle erfasst, ihre Materialität bleibt spürbar. Die digitalen Abbilder werden weiterentwickelt.

Phase 4 – Virtuelle Welten
In CoSpaces entstehen Tiefseeräume: spekulative, fragmentierte Orte, an denen sich Geschichten, Körper und Umgebungen neu verknüpfen.

Phase 5 – Immersive Erfahrung
Mit VR-Brillen betreten die Teilnehmenden ihre selbst geschaffenen Welten. Die Tiefsee wird begehbar – als Klangraum, Bildraum, Denkraum. Die Ergebnisse werden abschließend auf einer digitalen Plattform veröffentlicht.

DEEP SEA Visions ist ein inklusives Projekt, das jeweils an die Gegebenheiten und Gruppen der einzelnen Schulen angepasst wird. Es verbindet Forschung, Gestaltung und kollektive Imagination – als Übung im Umgang mit dem Nicht-Wissen, mit dem Fremden, mit dem Möglichen.

Gefördert durch: Landesprogramm NRW Kultur und Schule